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In großen Unternehmen wird häufig von Produktivität und Effizienz gesprochen. Doch wie wird Produktivität eigentlich gemessen? Die überraschende Antwort lautet: Gar nicht wirklich. In der modernen Wissensarbeit fehlen oft klare, messbare Kriterien. Stattdessen setzen Unternehmen auf sogenannte Proxy-Metriken, die vermeintlich Produktivität abbilden sollen – in Wahrheit jedoch häufig wenig aussagen. Diese Praxis hat weitreichende Auswirkungen auf Mitarbeiter und ihre Karrierechancen.
Während in der Fertigung Produktivität seit Jahrzehnten gut messbar ist – etwa durch die Anzahl der produzierten Einheiten pro Stunde – sieht es in der Wissensarbeit ganz anders aus. Ein Projektmanager, Softwareentwickler oder Finanzanalyst arbeitet an komplexen, oft abstrakten Aufgaben, deren Ergebnisse nicht so leicht in Zahlen zu fassen sind. Was übrig bleibt, sind Proxy-Metriken: Stellvertreterwerte wie Arbeitsstunden, E-Mail-Aktivitäten oder die Teilnahme an Meetings. Doch diese Metriken sagen wenig darüber aus, wie wertvoll jemandes Arbeit tatsächlich für das Unternehmen ist.
In vielen Unternehmen wird sichtbare Aktivität fälschlicherweise mit Produktivität gleichgesetzt. Zwei Beispiele machen das Problem deutlich:
1. Sabine vs. Barbara: Sabine ist jeden Morgen um 7 Uhr am Schreibtisch und bleibt bis 18 Uhr. Ihr Kalender ist voll, und sie wirkt immer beschäftigt. Barbara hingegen hat ihren Arbeitsbereich optimiert und automatisiert. Sie braucht nur 45 Minuten am Tag, um ihre Aufgaben zu erledigen. Doch während Barbara objektiv produktiver ist, wird Sabine oft als engagierter wahrgenommen – einfach, weil ihre Aktivität sichtbarer ist.
2. Bernd vs. Frank: Bernd schreibt seinen Code schnell, aber er ist fehleranfällig und schwer wartbar. Frank nimmt sich mehr Zeit, liefert aber saubere, stabile Ergebnisse. Kurzfristig erscheint Bernd produktiver, langfristig ist Franks Arbeit jedoch wertvoller. Doch in einem Umfeld, das schnelle Ergebnisse priorisiert, wird Franks Ansatz oft übersehen.
In großen Unternehmen beeinflusst die Art und Weise, wie Produktivität wahrgenommen wird, direkt die Karrierechancen. Häufig sind es nicht die tatsächlich besten Ergebnisse, die belohnt werden, sondern diejenigen, die sich am einfachsten präsentieren lassen. Viele Unternehmen bewerten Mitarbeiter nach einem jährlichen Leistungsbericht – und dort zählen oft nur wenige klar definierte Ergebnisse. Ein vollgepackter Kalender oder eine lange Liste kleiner Projekte macht dabei wenig Eindruck. Entscheidend sind wenige, leicht verständliche Erfolge, die als bedeutend wahrgenommen werden.
Das Paradoxe ist, dass zu viel Effizienz in manchen Fällen schädlich sein kann. Mitarbeiter, die ihre Aufgaben schnell und effektiv erledigen, laufen Gefahr, ihre Rolle überflüssig zu machen. Automatisierte Prozesse können nicht nur das eigene Arbeitspensum minimieren, sondern auch zeigen, dass der gesamte Bereich weniger Ressourcen benötigt. Solche Situationen erzeugen Unsicherheit bei Kollegen und Vorgesetzten und können dazu führen, dass Effizienz eher als Bedrohung denn als Stärke wahrgenommen wird.
Wenn sichtbare Aktivität und präsentierbare Erfolge mehr zählen als echte Produktivität, ist es wichtig, strategisch vorzugehen:
1. Fokussiere dich auf wenige, bedeutende Erfolge
Statt viele kleine Aufgaben zu erledigen, solltest du dich auf drei bis fünf zentrale Projekte konzentrieren, die du in Leistungsberichten hervorheben kannst. Diese sollten klar verständlich und direkt mit dem Erfolg des Unternehmens verknüpft sein.
2. Erzeuge Sichtbarkeit
Auch wenn du effizient arbeitest, solltest du sicherstellen, dass deine Leistung sichtbar ist. Das bedeutet nicht, künstlich beschäftigt zu wirken, sondern sicherzustellen, dass dein Beitrag von Vorgesetzten und Kollegen wahrgenommen wird.
3. Nutze gewonnene Zeit klug
Wenn du durch Effizienz Zeit sparst, investiere diese in Networking, Weiterbildung oder strategische Planung. So kannst du langfristig deine Position stärken und neue Chancen schaffen.
4. Verstehe die Dynamik deines Unternehmens
Jede Organisation hat ihre eigenen Prioritäten und Metriken. Es ist wichtig, diese zu verstehen und deine Arbeit daran auszurichten, um Anerkennung zu finden.
In großen Unternehmen ist Produktivität weniger eine objektive Größe als eine Frage der Wahrnehmung. Aktivität wird oft höher bewertet als tatsächliche Effizienz, und der Fokus auf leicht verständliche Ergebnisse prägt Karrieremöglichkeiten. Mitarbeiter, die ihre Arbeit strategisch ausrichten und ihre Erfolge sichtbar machen, können sich besser positionieren – auch wenn das bedeutet, die eigentlichen Aufgaben etwas anders zu gestalten. Letztlich kommt es darauf an, in diesem System effektiv zu navigieren, ohne dabei die eigene Zufriedenheit und Werte aus den Augen zu verlieren.